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Warum ist eine avifaunistische Grundlagenarbeit notwendig?
Man kann nur schützen, was man kennt
Es ist ein Irrglaube zu meinen, alle Tier- und Pflanzenarten und deren Vorkommen der Welt seien bereits
bekannt. Alljährlich werden neue Arten entdeckt und beschrieben. Die Medien berichten regelmäßig über
interessante Fälle, dass irgendwo wieder eine neue Affenart oder eine neue Antilopenart entdeckt wurde bzw.
eine als ausgestorben geglaubte Art nach vielen Jahrzehnten in einem entlegenen Winkel wieder entdeckt wurde.
Aber selbst in einem dicht besiedelten und mit zahlreichen Naturfreunden, Naturschützern und Ornithologen
besetzten Gebiet wie der Bundesrepublik Deutschlands sind nicht alle Vorkommen der einheimischen Vogelarten
bekannt, geschweige denn der anderen Tier- und Pflanzenarten. Gerade heimliche, nachtaktive und unauffällige
Vogelarten entziehen sich häufig genug der Beobachtung oder halten sich in angeblich ornithologisch
uninteressanten Gebieten wie z.B. Brachflächen, Gewerbegebiete o.ä. auf.
Um effizienten und zielgerechten Naturschutz betreiben zu können, muss man wissen, welche Arten wann, wo
und wie oft vorkommen. Der Feldhamster oder bestimmte Fledermausarten sind ein Beispiel dafür, wie der
amtliche und ehrenamtliche Naturschutz im Rahmen von Eingriffsverfahren argumentativ häufig genug im
"luftleeren" Raum operiert. Man weiß oft genug nur, dass die Arten potzenziell da sein müssten. Genaues
weiß man jedoch oft leider nicht.
Die Vogelwelt im Wandel
Viele häufige Vogelarten sind auf dem Rückzug: In den letzten 15 Jahren sind von 64 Deutschland weit
verbreiteten Arten 23 seltener geworden. Eine Entwarnung kann daher für Vogelarten wie Haussperling,
Mehlschwalbe oder Kiebitz nicht gegeben werden: ihre Bestände nehmen kontinuierlich ab. Besonders gefährdet
sind Bodenbrüter der Agrarlandschaft wie Feldlerche und Großer Brachvogel.
Durch naturnähere Waldbewirtschaftung konnten sich die Bestände einiger Arten wie z.B. Kleiber oder Buntspecht
erhöhen. Im Rahmen der Förderung alternativer Energien ist jedoch zu befürchten, dass sich deren Situation
demnächst wieder umkehren oder bei den Arten der Offenlandschaft deutlich verschlechtern wird.
Auch der sich abzeichnende Klimawandel hinterlässt Spuren: Die in West- und Mitteleuropa überwinternden
Wasservogelarten verlagern ihre Winterquartiere zunehmend nach Nordosten. Langstreckenzieher unter den
Brutvogelarten wie z.B. Baumpieper, Trauerschnäpper oder Waldlaubsänger leiden unter den klimabedingten
Veränderungen in ihren Überwinterungsgebieten. Wärmeliebende Arten wie z.B. Orpheusspötter oder
Bienenfresser wandern zunehmend nach Deutschland ein. Es ist daher wichtig, die Bestände der Brut- und
Gastvogelarten im Auge zu behalten. Das heißt, regelmäßige nach standardisierten Methoden erforderliche
Bestandserfassungen sind zwingend erforderlich. Dieses wird Monitoring genannt.
Da für die Durchführung dieses Monitorings die hauptberufliche Kapazität nicht ausreicht bzw. "Vater Staat"
nicht ausreichend Finanzmittel zur Schaffung der notwendigen Planstellen bereitstellt, ist der Naturschutz
auf die Mitarbeit ehrenamtlicher Ornithologen und Avifaunisten zwingend angewiesen.